Der Super 8 Schmalfilm-Thread
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis... oder so ähnlich.
Zumindest ist es schon lange her.
Mitte der 80'er hatte ich von meinem Vater eine recht große Sammlung an Super 8-Filmen geerbt,
etwa 300 Filme, einen Bauer T502 Projektor mit 240m Spulenkapazität,
sowie diverse weitere Technik und Zubehör.
Dummerweise kam dann die Zeit, in der VHS langsam interessant, und vor allem bezahlbar wurde-
so dass ich die komplette Sammlung verkaufte,
um an Geld für einen guten VHS-Recorder und Filme zu kommen... was ich aus heutiger Sicht bereue.
Zum einen ist der Wert vieler Filme heute wieder deutlich höher,
zum anderen bin ich nach wie vor großer Filmfreak- und stehe auf den ganzen Retro-Kram.
Was liegt da näher, als einen Teil der Jugend wieder zurückzuholen?
Ich wollte zumindest das gleiche Equipment wie damals haben,
besser durfte es aber natürlich auch sein- was allerdings gar nicht so einfach und günstig war.
Leider kommt man heute ja kaum noch an Projektoren heran, ausser über das Internet-
aber ohne einen vorherigen Testlauf wollte ich keinen größeren Geldbetrag ausgeben.
Inzwischen, nach vielen Telefonaten, Mails und einigen hundert Kilometern fahrt
(alles selbst abgeholt und vor Ort getestet) stehen einige 240m-Projektoren im Keller-Kino.
Nach und nach will ich mir auch weiterhin noch Filme besorgen, vor allem natürlich auch diejenigen,
welche ich damals schon hatte- und die mir gefallen haben.
Das Problem daran:
Einige davon sind heute recht teuer, manche kommen an den damaligen Neupreis heran-
ein paar wenige liegen in perfektem Zustand sogar darüber.
In fast jedem Fall liegt der Preis eines (in der Regel stark gekürzten) Super-8-Filmes
aber deutlich über dem einer DVD oder Blu-ray.
Und dann muss man aufgrund des Alters auch noch mit diversen Macken rechnen:
Unprofessionell reparierte Filmrisse,
oder Essiggeruch und damit einhergehend langsam schrumpfendes Zelluloid durch zu feuchte Lagerung
z.B. in alten Kellern kamen bei mir zum Glück bisher selten vor, eine Verfärbung des Bildes
in einen mehr oder weniger starken Rotstich durch schlechte Lagerung ist aber leider oft zu beklagen.
Normale Wohnzimmer-Temperaturen sind auf Dauer schon ausreichend, um die Verfärbung auszulösen.
Dazu kommt die Lichtempfindlichkeit des Materials,
man sollte seine Filme also niemals über längere Zeit ohne, oder in durchsichtigen Hüllen aufbewahren.
Die Ideale Lagerung wäre in Weissblechdosen und in kühlen, aber natürlich trockenen Kellerräumen.
Zumindest den zweiten Punkt erfülle ich,
da mein Retro-Kino in einem unserer beiden großen Keller-Räume aufgebaut wurde.
Weissblechdosen habe ich aber nur wenige, da diese im Normalfall nicht gerade günstig zu kriegen sind.
MEIN KELLER-KINO
Gesamtansicht meines Keller-Kinos (und Zockerzimmers samt CD-Sammlung).
Auf Bild 1 ist mittig im Vordergrund mein hauptsächlich genutzter Bauer T600 Stereo Projektor zu sehen:
http://fs1.directupload.net/images/180212/la5ctix9.jpg
http://fs1.directupload.net/images/180212/xgvx2hrj.jpg
Meine Wand mit den Super-8-Filmen und Ersatz-Projektoren.
In den Archivboxen sind zusammengeklebte Mehrteiler:
http://fs5.directupload.net/images/180624/f2strzqr.jpg
Super 8 Projektor in Betrieb:
http://fs1.directupload.net/images/180414/5na2abvn.jpg
Beamer in Betrieb:
http://fs1.directupload.net/images/180414/cqed3eed.jpg
DIE TECHNIK
Der Großteil der Super-8-Projektoren war damals für Spulen von 120m, 180m, oder,
besonders empfehlenswert, 240m Film ausgelegt.
Was darüber hinausgeht war und ist ein ziemlich teures Vergnügen, sowohl bei den Projektoren selbst,
aber auch bei den Leerspulen, welche alles andere als günstig sind.
Bleiben wir zunächst beim Standard, also Projektoren für bis zu 240m Film.
Der damalige Marktführer Bauer (Tochterfirma von Bosch) hatte diverse robuste Projektoren
für jeden Geschmack und Geldbeutel im Angebot- aber nur bis maximal 240m.
Projektoren anderer Hersteller wie Bolex, Porst, Eumig, Silma, oder auch die günstigeren,
und daher weit verbreiteten (aber teils nicht sehr robusten) Revue-Projektoren von Foto Quelle
liegen ebenfalls in diesem Bereich.
(Einige Revue-Projektoren sind allerdings von den genannten "großen" Marken zugekauft,
und unter eigenem Label angeboten worden. Entsprechend passt da die Qualität)
Will man "ernsthaft" in dieses Hobby einsteigen, sollte man trotz günstigen,
und häufig zu findenden 180m Projektoren (meist deutlich unter 100€) ein paar Euro mehr einplanen-
und sich lieber gleich einen für 240m zulegen, auch wenn man da im Normalfall,
zumindest für einen etwas "neueren" Projektor, einen Dreistelligen Betrag hinlegt.
Viele Filme gab es als Zweiteiler mit je 120m Länge (Standardlänge bei S8-Spielfilmen),
welche eben zusammengeklebt problemlos auf eine 240m Rolle passen.
Spätere Marketing-Dreiteiler passen dank dünnerem Material (Polyester statt Acetat)
ebenfalls auf eine 240m Spule.
Sonstige Dreiteiler verteilt man dann eben auf zwei 180m Spulen,
was einem immerhin einen Spulenwechsel erspart,
und somit keinen Nachteil gegenüber den 180m Projektoren hat.
Es gibt allerdings auch von ein paar wenigen Herstellern Spulen, deren Umfang
zwar einer Standard 240m Spule entspricht, die aber einen deutlich kleineren inneren "Kern" besitzen.
Diese fassen auch manche etwas kürzere Acetat-Dreiteiler komplett
(in der Regel Fassungen bis zu 45 Minuten Laufzeit), sind dann aber bis zum Rand voll.
http://fs1.directupload.net/images/180414/zhi4cse3.jpg
Will und kann man mehr Geld ausgeben, empfehle ich die aus Japan stammenden 360m Projektoren
von ELMO (Electricity Light Machine Organization),
welche bei etwa 200€ losgehen, und ebenfalls als sehr robust gelten.
Man kann aber natürlich auch zum französischen Hersteller Beaulieu greifen,
welcher mit einer Kapazität von bis zu 700m Platz für Komplettfassungen auf nur einer Spule bietet.
Hier sind dann aber schon deutlich über 1000€ für einen Projektor fällig...
Ich bin mit meinen 240m Bauer-Pojektoren momentan absolut zufrieden,
alleine schon weil ich diese ja auch "damals" schon hatte.
Sollte mir allerdings mal ein günstiger ELMO über den weg laufen, werde ich vermutlich schwach.
Mehr als die 360m von ELMO halte ich persönlich für den Heimgebrauch dann aber auch für unnötig,
da es nur wenige vierteiler und noch weniger Komplettfassungen gibt,
welche mehr Platz beanspruchen- und diese auch dementsprechend selten und teuer sind.
Komplettfassungen stehen sowieso nicht in meiner Sammlung,
darin sehe ich (aus heutiger Sicht) keinen Sinn.
Da kommt natürlich jede DVD oder BD billiger- und bietet besseres Bild.
Einige längere Dreiteiler, welche ich dann auf nur einer Spule durchlaufen lassen könnte,
stehen aber durchaus schon in der Sammlung...
Meine Projektoren:
Der dauerhaft angeschlossene Projektor im Keller ist ein Bauer T600 Stereo. Spulenkapazität: 240m.
http://fs5.directupload.net/images/170508/hgp6uz3q.jpg
An obigem Projektor hängen ein paar Bauer HiFi L60 Lautsprecher, welche vorne an der Wand stehen.
http://fs5.directupload.net/images/170128/egfkz74i.jpg
Weitere Projektoren in der Sammlung:
Bauer T 502 Duoplay Spulenkapazität: 240m
http://fs5.directupload.net/images/170318/d8ytji44.jpg
Bauer T 520 Duoplay Spulenkapazität: 240m
Der T520 wird im "Arbeitszimmer" für Super-8-Eintragungen in die OFDB genutzt.
http://fs1.directupload.net/images/181022/ey5stkjx.jpg
Sowie ein Bauer L 40 Lautsprecher
http://fs1.directupload.net/images/181022/f2msvpog.jpg
Da man Filme auch mal reparieren, schneiden oder mehrteilige Fassungen zusammenkleben muss,
habe ich auch das gesamte Equipment für diese Fälle wieder besorgt.
Ein Bauer F20 Filmbetrachter und eine Bauer K20 Klebepresse. Spulenkapazität: 240m
Flüssigklebstoff funktioniert nur mit Acetat-Filmen, welche auch am weitesten verbreitet sind.
Filme auf Polyester benötigen eine Trockenklebepresse.
In diesem Fall ein günstiges Plastikmodell aus dem Hause Rowi, was vollkommen ausreicht.
https://s15.directupload.net/images/190217/ognjfu6d.jpg
DIE FILMFASSUNGEN
Verschiedene Längen der Schnittfassungen:
Filme für's Heimkino waren damals purer Luxus, zumindest wenn man möglichst lange Fassungen wollte,
die natürlich auch in Farbe und mit Ton sein mussten.
Heute klingt das seltsam, wenn man es nicht selbst miterlebt hat- aber damals war es üblich,
die Filme nicht nur extrem in der Handlung zu kürzen,
sondern auch billigere Schwarz/Weiss-Fassungen von Farbfilmen,
und teils sogar Versionen ohne Tonspur auf den Markt zu werfen.
Die Standard-Filmrolle belief sich auf ca. 120m Film, was etwa 16 Minuten Laufzeit entsprach.
16 Minuten Film in Farbe und mit Ton kamen auf etwa 150,-DM Kaufpreis.
Rechnet euch aus, was man dann für einen 90 bis 120 Minuten Film hinlegen musste...
Es gibt natürlich auch Komplettfassungen, aber nur von relativ wenigen Filmen,
und damals wie heute werden diese, weil selten, sehr teuer gehandelt.
S/W Versionen kosteten generell einiges weniger,
kamen für uns aber schon damals nur in Ausnahmefällen in Frage,
nämlich wenn der (eigentliche Farbfilm) auf super 8 nur in S/W veröffentlicht wurde-
was leider auch öfter mal vorkam.
Die meisten Veröffentlichungen kamen mit 1-3 Standard-Rollen (je ca. 110-120m) auf den Markt,
ein paar Fassungen auf 4 Rollen waren auch erhältlich.
Es gab aber sogar noch kürzere Versionen mit ca. 66, 45, 33 und sogar 17m,
welche für uns meist indiskutabel waren- ausser sie waren nicht anders erhältlich.
Fähige Cutter schafften es bei einigen Filmen wirklich, sehr gute Schnittfassungen zu basteln,
die man sich auch heute noch gut ansehen kann.
Selbst manche 16 Minuten-Version ist absolut sehenswert.
Meistens gilt aber natürlich: Je länger die Schnittfassung, desto besser.
Natürlich gibt es auch absolute Negativ-Beispiele,
wie die 120m-Fassung von "Jäger des verlorenen Schatzes".
Diese ist heute nicht gesucht und teuer, weil sie so toll ist- eher das Gegenteil ist der Fall.
Wenn man den Film nicht komplett kennt, kann man die Handlung kaum noch nachvollziehen,
man hat hier quasi eine Actionszene an die andere geschnitten.
Selten und teuer ist das Ding nur, weil es der letzte Super 8 Film war, der in Deutschland erschien.
Generell kann man sagen, dass verschiedene Hersteller neben den üblichen 120m Fassungen
auch verschiedene "Vorlieben" für bestimmte Längen der jeweiligen Schnittfassungen hatten.
"Piccolo Film" hatten meist 120 oder 240m Fassungen, "UFA" hauptsächlich 220m und 330m Fassungen,
und "Marketing" hatten neben 120m, 240m und 360m auch 180m Fassungen im Angebot.
Natürlich gab es aber auch Ausnahmen wie die 440m UFA-Version von "55 Tage in Peking"
oder "Das Boot" als 330m Fassung von Piccolo.
Es gab auch noch andere Hersteller, die drei genannten waren aber in Deutschland die größten.
Erwähnenswert wäre noch "Revue", die damalige Hausmarke von Foto Quelle,
welche meist Billigversionen von Piccolo-Filmen (und ein paar Marketing-Titel) herausbrachte.
Oftmals nur in Schwarz/Weiss, als 66m Fassung eines Einteilers,
oder als 120m Fassung eines Zweiteilers. Manche Fassungen sind aber auch 1:1 zum Vorbild identisch.
Veröffentlichungs-Chaos in den Anfangsjahren des Heinkinos:
Ein großes Problem für den heutigen Neueinsteiger sind/waren viele frühe Fassungen diverser Hersteller,
bei denen man jeder Rolle einen eigenen Titel verpasst hat.
Manchmal sogar ohne jeglichen Hinweis auf dem Cover, dass es sich um einen Mehrteiler handelt.
So war es teils nicht gerade einfach herauszufinden, welche Rollen denn nun zusammengehören,
oder gar einzelne Filme mit erfundenen Titeln sind.
Zum Beispiel "Das Geheimnis der grünen Hornisse":
Von UFA als Zweiteiler veröffentlicht, Rolle 1 hat den Originaltitel-
Rolle 2 dann aber "Bruce Lee - König des Kung Fu".
Lediglich anhand der fortlaufenden Seriennummern und einem (winzigen) Text auf dem Backcover
kann man erkennen, dass die beiden Rollen zusammen einen Film ergeben.
Nur, wer erwartet das, wenn man schon eine Rolle mit dem Originaltitel erworben hat-
und auf dem Cover nichts von weiteren erwähnt wird?
Was das ganze noch schlimmer machte, sind verschiedene Schnittfassungen,
welche aus einem Film genommen wurden- aber als jeweils eigenständige Filme verkauft wurden.
Beispielsweise "Die Schlangengrube und das Pendel",
aus welchem man zwei voneinander unabhängige Filme veröffentlicht hat:
"Die Schlangengrube des Grafen Dracula", und "Burg des Grauens- Das Pendel des Todes".
Wer sich aus diesen beiden 120m-Fassungen wieder einen zusammengehörigen Film basteln will,
hat sehr viel Schneide-und Klebearbeit vor sich.
Und danach hat man vermutlich noch mehr unverständliche Zusammenhänge als bei den Einzelfassungen...
Bildformate:
Wie es damals leider üblich war, wurden die meisten Filme nicht im original Kinoformat umkopiert,
sondern teils im sogenannten (TV)"Vollbild" 1,33:1 / 4:3,
und teils mit mehr oder weniger großen einkopierten Balken.
Wonach man da entschieden hat wie viel Mühe man sich gab,
oder wieviel und ob man Balken mitkopierte kann ich nicht sagen-
aber es gibt durchaus einige Filme mit kopierten Balken, wenn auch oft nicht im "richtigen" Format.
Aus 2,35 hat man meistens ein 1,85 oder 1,66 Format gemacht, in 2,35 ist mir keine Kopie bekannt.
Sogar so mancher in 1,33 kopierter Film ist durchaus gelungen, Beispielsweise "Airport" (Original 2,35):
Hier hat man wirklich speziell immer den relevanten Bildbereich abgetastet,
also nicht nur stur die Mitte kopiert oder mit pan & scan gearbeitet.
Es gibt aber leider auch mindestens ebenso viele Filme, die übelst möglich in Vollbild kopiert wurden.
Schlimme Beispiele sind da "Meteor", "...denn sie wissen nicht, was sie tun",
die "Star Wars" Veröffentlichungen- und vor allem "Der Frauenmörder von Boston".
Im Gegenzug dazu gab es aber auch Filme in echtem Cinemascope auf Super 8...
Diese konnte man aber nur mit einer speziellen vorgesetzten "Anamorphot-Linse" korrekt abspielen,
welche natürlich auch nicht gerade günstig war.
Natürlich waren auch die Filme selbst teurer- hier waren 180,-DM pro 120m Spule fällig.
Zumindest in Deutschland hat sich das Format daher nicht durchgesetzt,
es erschienen nur sehr wenige Cinemascope-Filme bei uns.
Tonformate und Filmmaterial:
Der absolute Großteil der Super 8-Filme bietet den Ton lediglich in Mono,
ein paar wenige Versionen in Stereo wurden zwar veröffentlicht,
setzten sich aber wegen dem noch einmal höheren Preis der Filme selbst (180,-DM statt 150,-DM),
und natürlich auch der Projektoren nicht durch.
Die letzten Jahre der Super 8-Zeit brachte vor allem Marketing seine Filme
nicht mehr in herkömmlichen Acetat-Versionen heraus, sondern setzte auf Polyester.
Der Vorteil: Bei gleicher Bildqualität war das Material reissfester- und gleichzeitig dünner als Acetat.
Viele spätere 360m Fassungen von Marketing passen zusammengeklebt auf eine Standard 240m Spule,
240m Fassungen auf eine 180m Spule.