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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Uni Leipzig baut eine Videospiele Sammlung auf



EAzy ENno
05.10.2015, 10:01
Um Videospiele als Kulturgut erhalten zu können baut die Uni Leipzig eine Videospiele Sammlung auf und will diese jedem zugänglich machen... Quasi als Bibliothek.

Finde die Idee gut und ich denke, dass war längst überfällig. Sehr interessanter Bericht, wie ich finde:

http://www.xing-news.com/reader/news/articles/113770?newsletter_id=8325&xng_share_origin=email

Ma-Yuan
05.10.2015, 10:27
Super! Da bin ich schon gespannt.

ave
05.10.2015, 17:28
Zu spät, viel zu spät... ein Archiv der letzten 10 Jahre lässt praktisch 95% der japanischen Spielekultur vermissen. Ein guter Anfang schon, aber der Zeitraum 2005-2015 ist bei einer Gesamtbibliothek gerade einmal ein Beiwerk.


"Vor zwei, drei Jahren hätte ich die Hände gehoben und gerufen: Bitte nicht!", sagt er.

Videospiele waren auch vor 2-3 Jahren nicht nur Schund, den man am besten ablehnte. Im Jahr 2013 hat das ICHEG Museum Adols Sammlung gekauft und damit wohl eine der umfangreichesten Sammlungen der Welt im Bereich japanische Videospiele. Jetzt etwas Vergleichbares aufzubauen, bei den Preisen und der immer knapperen Verfügbarkeit... ich würde sagen da hat sich das Museum mit ihrer Ignoranz selbst in den Fuß geschossen. Gönne ich ihnen.. wer 2013 als jemand im Bereich Kulturarchivierung noch so eine Meinung hatte (siehe Zitat) verdient es nicht besser. Ha, ha und ha! :P

eyyojung
05.10.2015, 17:36
Du kannst ja mal spenden!?! :grins:

Aber das Zitat lässt schon tief blicken, ich frag mich wieso er dann überhaupt SPiele die älter als 2-3 Jahre sind haben will.^^

Edit: Fällt mir dabei ein: http://www.wie-wir-wollen.at/ich-will-das-beste-videospiele-archiv-der-welt-aufbauen/

ave
05.10.2015, 18:06
Edit: Fällt mir dabei ein: http://www.wie-wir-wollen.at/ich-will-das-beste-videospiele-archiv-der-welt-aufbauen/

Andranik hat schon eine sehr schöne Sammlung, aber für den Umfang eines richtigen Archivs noch deutlich zu selektiv. Um ein echtes museumsreifes Archiv zu bekommen muss man eine große Sammlung eines langjährigen hardcore-Sammlers aufkaufen wie es damals bei Adol der Fall war. Da solche Sammler meist nicht gerade arm sind ist das recht schwer, denn der Erlös reizt diese natürlich dann nicht so sehr wie z.B. eine Änderung des Lebensstils und der Wunsch danach kann ja bisweilen ewig auf sich warten lassen. ^^

Abgesehen davon zweifele ich auch an den Fähigkeiten eines Museums, sowas aufzubauen. Es gibt ja weltweit schon nur wenige Sammler die wirklich überhaupt alles kennen, was es für bestimmte Konsolen gab. Und dann soll so ein Museumswicht, der Videospiele bis vor kurzem als Schund abgetan hat, plötzlich der Sammelexperte werden? Jetzt haben die eine Spende bekommen und vermuten wohl, dass der Rest nun ganz einfach auch als Spende zu bekommen ist. Möchte mal das Gesicht von dem Kurator sehen, wenn ihn der Einkäufer um 2000 Euro für ein bestimmtes Spiel bittet.

EAzy ENno
05.10.2015, 20:32
Erstmal finde ich das gut, muss euch aber Recht geben, dass das viel zu spät ist und vermutlich viele Sachen irgendwann für immer verschollen sind, oder eben nur in Sammlerhänden, von denen man nicht weiß, dass es sie gibt.

Ich denke, dass ist ein guter Anfang und vielleicht tut sich ja noch das eine oder andere für das Museum auf. Ich sehe das erstmal optimistisch und würde mich freuen, wenn es da weitergeht und sie es noch schaffen, ältere Jahrgänge aufzutreiben.

Was ist denn mit dem ganzen Amiga und Atari Kram aus den 80er und 90er Jahren. Die Disketten lösen sich teilweise schon auf und viele Games sind in der echten, originalen Version gar nicht mehr zu bekommen, selbst nicht mehr als Image File.

Ich denke, bei Modulen ist die Halbwertzeit etwas länger... aber nichts ist für die Ewigkeit und so ist das schon mal ein Anfang. Ich denke es wird auf Dauer wirklich wichtig, die Daten zu sicher, damit man das VG als Kunstwerk erhält.

ave
05.10.2015, 22:56
Was ist denn mit dem ganzen Amiga und Atari Kram aus den 80er und 90er Jahren. Die Disketten lösen sich teilweise schon auf und viele Games sind in der echten, originalen Version gar nicht mehr zu bekommen, selbst nicht mehr als Image File.
Wie gesagt, da hätte man deutlich früher anfangen müssen. Im Jahr 2015 plötzlich auf die Idee zu kommen, dass eine bereits seit 20 Jahren zum Milliardengeschäft gewordene kreative Industrie kulturellen Wert hat ist doch etwas beschränkt. Da könnte ich auch jetzt plötzlich sagen "Ach, eine Sammlung alter Comics wär doch was Feines. Mal schauen wo ich das so herbekomme"... dafür bin ich auch 40 Jahre zu spät dran, ist nichts dran zu ändern. Für eine umfangreiche Sammlung bräuchte man zum einen viel Geld (ich würde sagen mindestens 300.000 Euro wenn man wirklich ein umfangreiches Archiv aufbauen will) und zum anderen ist die Beschaffung sehr mühselig, gerade heute zu Zeiten des Retrobooms und wo Japan leergekauft ist. Eine bessere Sammlung als vom ICHEG aufzubauen ist sowieso fast nicht möglich, da jene die 22+ Komplettsammlungen von Adol umfasst.

Hätte das Museum um 1995-2000 damit angefangen, wäre das hingegen bis heute richtig gut geworden, denke ich. Ist mir ein Rätsel warum gerade Museen da so dumm gehandelt haben. Man sollte meinen dass jene Leute, egal ob persönlich interessiert oder nicht, weniger ignorant gegenüber Kulturträgern sind, aber scheinbar war das nicht der Fall.

Ich denke, bei Modulen ist die Halbwertzeit etwas länger... aber nichts ist für die Ewigkeit und so ist das schon mal ein Anfang. Ich denke es wird auf Dauer wirklich wichtig, die Daten zu sicher, damit man das VG als Kunstwerk erhält.[/QUOTE]

CIT
05.10.2015, 23:31
Letztes Jahr hat das Getty Museum 65.1 Millionen Dollar für Édouard Manets Le Printemps ausgegeben. Aber ja, alles viel zu spät! Mit den Impressionisten hätte man 1895-1900 anfangen sollen, dann hätte man jetzt ne richtig geile Sammlung! ;)

Ich finde es jedenfalls gut, dass es in Deutschland auch so ein Archiv gibt und denke nicht, dass es zu spät ist. Museen haben da auch ganz andere Mittel zur Verfügung als private Sammler. Was mich eher überrascht ist, dass es in Japan noch immer kein ähnliches Museumsprojekt gibt.

eyyojung
05.10.2015, 23:38
Mich hat dabei überrascht das man sich dabei tatsächlich auf rein japanische Titel konzentriert.

Ich weiß nicht ob das in den deutschen Videospielmuseen auch der Fall ist, aber würde mich nicht wundern wenn nicht.^^

Dennoch hat es etwas ungewollt komisches wenn man in den ersten Zeilen des Artikels liest:


"Biohazard 4!" Er kramt durch die Kiste, Zeitungspapier raschelt. "Baldur’s Gate, Wahnsinn", sagt er. "Unglaubliche Dinge tun sich hier auf!"

:D

CIT
05.10.2015, 23:50
Baldur's Gate ist ein 1A japanisches Qualitätsprodukt! :++:

ave
06.10.2015, 00:34
"Biohazard 4!" Er kramt durch die Kiste, Zeitungspapier raschelt. "Baldur’s Gate, Wahnsinn", sagt er. "Unglaubliche Dinge tun sich hier auf!"

Ich habe großes Vertrauen in das Fachwissen dieses jungen Mannes.


https://www.youtube.com/watch?v=tjYePPvWYPU

Pandemonium
06.10.2015, 05:54
Ich denke auch nicht, dass es zu spät ist. Zum einen reicht vermutlich ein wohlhabender Mäzen aus, um den halben Retromarkt leerzukaufen und zum anderen wird Archivierung in Zukunft auch immer mehr über Emulation laufen. Das Original dazu muss zu Museumszwecken imho nicht lauffähig sein. Und auch das Retrowissen lässt sich 'einkaufen' bzw. da lassen sich bestimmt viele Supernerds ehrenamtlich für begeistern ;)

Insgesamt finde ich es klasse, wenn Museen auf diesen Zug aufspringen. Dann muss ich im Alter aus lauter Langeweile keine dummen Bilder oder sowas angucken gehen :D

EAzy ENno
06.10.2015, 07:00
Vieles wird es nicht mehr in die Sammlung schaffen, da es nicht zu bekommen ist, aber wer weiß, vielleicht lesen wir in 40 Jahren (das sollte ich noch schaffen), dass ein sehr gut erhaltenes Exemplar von "The Legend of Zelda - Ocarina of Time" aufgetaucht ist und dieses bei einer Auktion mehrere Million Euro erzielt hat :D ...vielleicht muss ich meinen ganzen Krempel einfach noch so lange aufbewahren um reich zu werden... verkaufe das dann an die Uni Leipzig... ;)

channard
06.10.2015, 11:36
... verkaufe das dann an die Uni Leipzig... ;)

Aber bestimmt nicht für deine Preisvorstellung. Die fachaufsichtliche Behörde ist immer noch das zuständige Ministerium und in Zeiten knapper Haushalte wärst du definitiv besser bedient dir einen potenten Privatkäufer in den USA zu suchen :D

EAzy ENno
06.10.2015, 13:33
Aber bestimmt nicht für deine Preisvorstellung. Die fachaufsichtliche Behörde ist immer noch das zuständige Ministerium und in Zeiten knapper Haushalte wärst du definitiv besser bedient dir einen potenten Privatkäufer in den USA zu suchen :D


Da haste wohl Recht... :think: oder ich biete mal einfach alles hier im Forum an. Ich denke in 40 Jahren eiern wir hier immer noch rum... :rofl:

ave
06.10.2015, 17:36
@Pandamono & CIT
Sehr optimistische Haltung, aber die Reaktion ist meiner Meinung nach definitiv zu spät um ein umfangreiches (vollständiges?) Archiv in einem akzeptablen Zeitraum aufzubauen. Richtig gute Archive haben über die Zeit hinweg gesammelt und nicht im Nachhinein schnell eingekauft, als die Artikel extrem selten wurden. Die USK könnte man jetzt mal anfragen... die haben ja ein Komplettarchiv von deutschen Games und einigen Importen seit Gründung in den 80ern.

Und ja, auch bei Impressionisten hätte man durchaus anfangen sollen, als die Gemälde noch nicht von privaten Sammlern für 65 Millionen Euro verkauft wurden, ist doch klar ;) Nur war die ernste Kunstszene anno 1900 zu sehr damit beschäftigt, unrealistische Malerei als Schund abzutun. Man sollte meinen, dass Kunstbeauftragte aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und an neue Kunstformen offen und mit Interesse herangehen. Tja, soviel dazu ^^

Unmöglich ist es sicher nicht... aber man muss bedenken, dass selbst passionierte Sammler mit großem Budget wie Adol zu einer Zeit der sehr, sehr viel höheren Verfügbarkeit über 15 Jahre gebraucht haben um eine solche Sammlung zusammen zu stellen. Heute ist vieles in fester Sammlerhand, gerade was Prototypen, Development-Kram und limitierte Preise angeht. Selbst mit viel Geld ist der Nachteil der Zeit nicht mehr aufzuholen. Ich besuche da lieber die bereits existenten Sammler und quatsche mit ihnen über ihr Zeug als Jahrzehnte auf die Aussicht zu warten, dass das Museum irgendwann einmal mehr oder weniger aufgeholt hat. :P

eyyojung
06.10.2015, 17:49
...
Und ja, auch bei Impressionisten hätte man durchaus anfangen sollen, als die Gemälde noch nicht von privaten Sammlern für 65 Millionen Euro verkauft wurden, ist doch klar ;) Nur war die ernste Kunstszene anno 1900 zu sehr damit beschäftigt, unrealistische Malerei als Schund abzutun. Man sollte meinen, dass Kunstbeauftragte aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und an neue Kunstformen offen und mit Interesse herangehen. Tja, soviel dazu ^^
...
Naja aber das kann man ihnen nun sehr schwer zum Vorwurf machen. Da Kunst im seltensten Fall aus sich selbst entsteht und oft aus einem Motor oder Umstand herraus entstanden ist und erst dann als solche erklärt wurde. Heute hängt auch Graffiti in den Gallerien, wobei das nicht wirklich älter als die Videospiele ist.^^ Vorher absehen aus welcher Kultur "Kunst" entsteht ist halt immer sone Sache (die Enthusiasten sprechen ja sowieso immer schon gleich von "Kunst"), zumal wenn es dabei um Unterhaltungsmedien geht, welche erstmal was ganz anderes sein sollen, ist das imo noch schwieriger als etwas was erst von der vermeintlich größeren Szene belächelt wird.

Sowieso tu ich mich was den Vergleich Videospiel/Kunst angeht sehr schwer. Ist ein bisschen wie Filme und Filmkunst, ich mache da jedenfalls unterschiede, aber das tun längst nicht alle...für mich ist das ein bisschen wie der Unterscheid zwischen Design und Kunst.

Irgendwie missfällt mir auch der Gedanke das Kunst so unterhalten soll (nicht kann), dass man sie garnicht mehr als solche wahrnimmt.^^ IMO muss bei der Kunst immer etwas mitgedacht werden und so den Abstand zum Betrachter bewahren egal wie sehr man mit ihr verschmilzt. Das fehlt bei Videospielen aber zu oft.

Kann man sicher Bücher drüber schreiben aber keine Ahnung wie ich es anders beschreiben soll. :D

Edit: Ok, ich bin vom Thema abgekommen.^^

Ich frage mich eher ob diese denke, das Videospiel zur Kunstform anzuheben und vielleicht wichtiger zu machen als sie selber je sein wollte, nicht bald wieder in sich zerbricht.

ave
06.10.2015, 18:32
An einer klaren Definition von "Kunst" kann man nur scheitern. Ich denke, dass in den 80er Jahren es noch etwas zu früh war, um Museen Ignoranz zu unterstellen, da solch Software damals wirklich nur als eine Art Spielzeug an Kinder vermarktet wurde und man nicht absehen konnte, ob das ganze nicht 10 Jahren komplett anders aussehen wird und 8-Bit & co somit historisch wenig Relevanz haben würden. In den späten 90ern hingegen, als Spielefirmen oft bereits etablierte Milliardenunternehmen waren, Trends ganze Generationen beeinflusst hatten (80s Arcade, Atari, Nintendo World Championships,...) und vor allem Videospiele auch zunehmend an Erwachsene vertrieben wurden, da hätte mal jemand aufwachen können. Ein Medium, das seit Jahrzehnten Produkte für Millionen von Dollar herstellt und Komponisten, Zeichner, Programmierer, Schriftsteller benötigt soll kein kreatives Kunstprodukt von baldiger historischer Relevanz sein? Da wurde gepokert. Und ich vermute, dass die Entscheidungsträger auch einfach zu verkalkt und ignorant waren, um das zu erkennen, und aus keinem anderen Grund brauchte es jetzt einen Resident Evil-Baldurs Gate-Fan, um im Jahr 2015 mal damit anzufangen.

Ich finde den Ansatz des Museums zwar prinzipiell auch gut wie alle anderen hier, aber ich kann mir eine gewisse Verstimmtheit nicht verkneifen. Abgesehen von der Verspätung und scheinbaren "Kompetenz" in der Abteilung erscheint mir das ganze zu spontan (Spende von CERO erhalten --> "Yay, jetzt ist der Rest sicher ein Klacks!"). :P

eyyojung
06.10.2015, 18:47
Ja aber ich glaube so geht es jedem Experten der durch ein Museum geht und sich für ihn bekannte Ausstellungsstücke anguckt, sofern er es nicht selber eingerichtet hat.^^